Freilassing barrierefrei machen!

Die Staatsregierung hat es im Herbst 2018 nochmals bestätigt und untermauert: Bayern soll bis 2023 im öffentlichen Raum und im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) barrierefrei werden. Ein ehrgeiziges, aber ein erstrebenswertes Ziel.

Bei der Vorstellung meines Wahlprogramms habe ich das Thema Barrierefreiheit bereits kurz angeschnitten. Ich verglich sie mit den Entwicklungsphasen eines Menschen: vom behüteten Kleinkind, das über alle Hindernisse entweder getragen oder mit Kinderwagen transportiert wird. Weiter zum krabbelnden, dann watschelnden, leicht schwankenden und immer sicherer laufenden Forscher. Über den Dreirad-Raudi zum Laufrad-Raser und anschließend hoffentlich wachsamen Radfahrer im öffentlichen Raum.

Eine Entwicklung, die sich fortsetzt hin zu Rollern, E-Scootern, Mofas oder Mopeds und schließlich beim Auto endet. In welche Richtung auch immer sich die Mobilität entwickeln wird, Menschen sind immer mobil… Im höheren Alter wird das Fortkommen mit Gehhilfen und Rollatoren unterstützt. Manch einer kommt vielleicht um einen Rollstuhl nicht herum, sei es aus gesundheitlichen Gründen, wegen einer Verletzung oder aufgrund der im Alter eingeschränkten Mobilität.

Für mich sind diese Beispiele und Erfahrungen aus der eigenen Familie Grund genug, eine generationsübergreifende Mobilität anzudenken. Sichere Gehwege, Wege und Straßen, leicht nutzbar für Jung und Alt, das muss unser Ziel sein! In Deutschland ist statistisch jeder zehnte von tausend Einwohnern schwerbehindert. Da es keine Meldepflicht gibt, denke ich, dass die Anzahl von Menschen mit Beeinträchtigungen noch viel größer ist.

Eine Beeinträchtigung zum Beispiel, kann jeden treffen und zwar auch aus heiterem Himmel. Als ich für die Stadt Freilassing einige der öffentlichen Gebäude umgebaut, saniert bzw. erweitert habe, legten wir – wo möglich – bereits in der Planung den Fokus auf Barrierefreiheit. Leider stand als Vorgabe die Wirtschaftlichkeit oftmals im Vordergrund, was ich nie verstanden habe und was mich sehr enttäuscht hat. Wenn schon Bayern 2023 barrierefrei, dann gleich richtig!

Im Bildungssektor ist vor allem in der Grundschule Freilassing noch viel Optimierungspotential zu erkennen. Derzeit gibt es zum Beispiel kein Gebäude mit einem Aufzug. Aber auch im öffentlichen Raum muss in Freilassing nachgebessert werden: Der Bahnhof in Freilassing ist die traurige Spitze des Eisbergs der negativen Beispiele. Für einen Eisenbahnknotenpunkt und den wichtigsten Wirtschaftsstandort im Landkreis ist dieser Schandfleck eine der Baustellen, die am dringendsten angepackt werden müssen! Erstens als barrierefreies Gebäude, aber auch als zentraler Bestandteil eines attraktiven öffentlichen Personennahverkehrs. Viele Straßen und Gehwege in Freilassing sind ebenfalls verbesserungswürdig.

Es sollten bei der Barrierefreiheit aber nicht nur eingeschränkte Mobilitätsformen berücksichtigt werden, auch Blindenleitsysteme sollten künftig standardmäßig bei jeder Baumaßnahme eingeplant werden. Bei den bereits vorhandenen Strukturen ist vor allem rund um die Hauptverkehrsachsen auf diese Gesichtspunkte zu  achten. Ich möchte durch eine durchdachte und konsequente Gebäude- und Infrastrukturplanung, dass Menschen, die mit ihren Rollstühlen, Rollatoren oder anderen Gehhilfen unterwegs sind, nie wieder bei der Straßenüberquerung an einer Gehsteigkante scheitern oder mit dem Rollstuhl Umwege fahren müssen, damit sie über eine Querungshilfe kommen.

Barrierefreiheit ist für mich auch eine Art von Integration und Inklusion von allen Generationen, die in viele Bereiche des privaten und beruflichen Lebens hinein spielt und mir deshalb ein großes Anliegen ist.