Der „Laute Protest“ in Freilassing

Protest sinnvoll und demokratisch zu Gehör bringen

Bei der letzten Kundgebung hatte ich leider einen unaufschiebbaren Termin, beim aktuellen „Lauten Protest“, mitveranstaltet vom WiFo Freilassing, habe ich gerne teilgenommen. Wieso, auch das möchte ich gerne wieder begründen.

Ich halte Covid-19 oder das Coronavirus für eine Bedrohung, die nicht zu unterschätzen ist. Wir sollten sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Wir müssen die Risikogruppen schützen und weitere Mutationen so gut wie möglich zu vermeiden.

Gleichzeitig sollte man aber die Sinnhaftigkeit mancher Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft prüfen! Mittlerweile weiß man, dass sich das Infektionsgeschehen weitestgehend im privaten Bereich abspielt. In Geschäften, Institutionen oder bei Veranstaltungen mit einem schlüssigen Hygienekonzept werden so gut wie gar keine Fälle bekannt. Was hindert uns also, Geschäfte zu öffnen und die Gastronomie vorsichtig wieder auzusperren? Natürlich unter Einhaltung aller sinnvollen Maßnahmen, dazu zähle ich auch die AHA-Regeln und konsequentes Contact Tracing. Man kann in der Gastronomie mit Vorreservierungen und digitalen Anmeldekonzepten den Besucherfluss steuern und bei möglichen Infektionen auch gut zurückverfolgen.

Nach neuesten Erkenntnissen sollte man die Inzidenzzahlen auch in Relation zu den Todesfällen und der Krankenhausauslastung setzen, um hier das tatsächlichen Infektionsgeschehen abzubilden. Wir begeben uns derzeit von einem Lockdown in den nächsten. Und es blutet mir das Herz bei jedem kleinen Betrieb, der aufgeben muss und bei jeder Woche, die unsere Betreuungs- und Bildungseinreichtungen geschlossen bleiben.

Nochmals: ich halte das Coronavirus für gefährlich. Ich möchte es auf keinen Fall verharmlosen. Ich weiß auch, dass die Bewältigung der Pandemie eine Herausforderung in einer Größenordnung ist, wie sie eine moderne Gesellschaft noch nicht zu bewältigen hatte. Dass man hier handeln muss, ist ganz klar. Gleichzeitig muss man aber jetzt, wo genügend gesicherte Erkenntnisse vorliegen und die Zahlen genauer werden, so dynamisch darauf reagieren können, dass nicht komplette Branchen permanent geschlossen bleiben. Und das, obwohl schlüssige Konzepte vorliegen bzw. gar keine Infektionsfälle bekannt sind.

Ich halte nach wie vor Massenproteste oder überlaufene Querdenkerdemos für die falsche Variante der Konsensfindung. Aktionen wie der Laute Protest geben aber Betroffenen und an einem ernsthaften Dialog Interessierten die Möglichkeit, auf sich und die Situation aufmerksam zu machen. Vielen Dank deshalb auch für diese wertvolle und wichtige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.

Deshalb bin ich froh, dass meine Bürgermeisterkollegen und Landrat Bernhard Kern den Lauten Protest unterstützen und hoffe, dass das Zeichen laut genug ist, um Beachtung zu finden. Danke auch an die Initiatoren für diese wichtige Form des Protests!